Der am 19. Februar 2020 von der Heinrich-Böll-Stiftung vorgestellte „World Nuclear Industry Status Report 2019“ analysiert die Entwicklung der Atomenergieindustrie in den vergangenen 65 Jahren. Ungeachtet der Sicherheitsbedenken erachtet es Amory B. Lovins, Mitbegründer des Rocky Mountains Institute (RMI) und Mitautor der Studie aufgrund der hohen Betriebs- und Instandhaltungskosten für Energiegewinnung mittels Atomkraft und der Dauer im Bau für notwendig, bei Investitionsentscheidungen auf Erneuerbare Energien zu setzen: „Warum sollte man in solch eine Option investieren, wenn dessen Konkurrenten günstiger und schneller sind? Die Atomkraft als Option offenzuhalten schwächt die Märkte und verzerrt den Wettbewerb der erneuerbaren Energien“.
Aviel Verbruggen, Professor Emeritus an der University Antwerpen und Mitglied des Weltklimarats, lobte den Bericht für seine detaillierten, technologischen Erläuterungen und fügte hinzu, dass Kraftwerke – im Gegensatz zu Wind - und Solarenergie – auch bezüglich Wasserverbrauch durchaus verschwenderisch seien und daher nicht zukunftswürdig. Die Investitionen in erneuerbare Energien stiegen sowohl in Deutschland als auch weltweit in den letzten 20 Jahren und zeitgleich zum Kapazitätsanstieg sank der Preis. Der Anteil der Solarenergie verdoppelte sich im Vergleich zur Atomenergie, während der der Windenergie sich sogar vervierfachte.
Momentan sind weltweit 415 Kernkraftwerke in Betrieb, 27 sind längerfristig außer Betrieb, 186 sind permanent heruntergefahren worden. Desweitern sind 46 Bauprojekte in Betrieb und 93 Baustellen wurden stillgelegt. Als führende Nation in der Nuklearindustrie erwies sich China. Seit 15 Jahren seien dort die meisten angeschlossenen Kraftwerke, meisten Neugründungen, also die in Betrieb genommen Kraftwerke, sowie auch eine große Zahl an Neubauten zu finden. Auch in der nuklear-produzierten Elektrizität ist China auf den ersten Plätzen wiederzufinden: 70 Prozent der Produktion sind auf China, die USA, Frankreich und Russland zurückzuführen. Innerhalb der EU stammen 50 Prozent allein von Frankreich. In Deutschland sind momentan 7 Kraftwerke noch in Betrieb, die jedoch allesamt bis 2022 außer Betrieb gesetzt werden sollen. Weltweit sind zurzeit von 159 geschlossenen Reaktoren nur 19 vollkommen außer Betrieb genommen und zurückgebaut. (AE)
https://www.worldnuclearreport.org/-World-Nuclear-Industry-Status-Report-2019-.html