Das Europäische Zentrum für die Förderung der Berufsbildung (Cedefop) hat am 28. April 2020 einen Expertenbericht zu den Auswirkungen der Gesundheitskrise auf die berufliche Kompetenz- und Laufbahnberatung veröffentlicht.
Dem Bericht zufolge zeigt sich die Bedeutung der lebenslangen Karriereberatung für alle Altersgruppen in der derzeitigen Krise deutlicher denn je. Die Beratung könne Beschäftigungsverschiebungen auf dem Arbeitsmarkt bei einem extremen Anstieg der Arbeitslosigkeit sowie bei Bedarf an Höherqualifizierungen und Umschulungen positiv beeinflussen.
Bemerkenswert ist laut Bericht die aufgrund der Pandemie verstärkte Digitalisierung in der Kompetenz- und Karriereberatung. Nach einem anfänglichen Schock und der Einstellung der Beratungsaktivitäten bei Ausbruch der Pandemie haben sich die Mitgliedstaaten rasch den neuen Realitäten angepasst. Der physische Kontakt wurde eingestellt und die Beratung online, unter anderem über webbasierte interaktive Beratungs-Tools, ausgeweitet. Besonders Online-Plattformen mit allgemeinen Lern- und Beratungsangeboten, z. B. zu aktuellen Trends bei der Arbeits- und Qualifikationsnachfrage, haben sich bewährt.
Die Bereitstellung von Informationen erfolgt jedoch über eine Mehrzahl von Kanälen (per Telefon, E-Mail, Videochat oder Webinare). Dagegen sind Gruppenbesuche in Karrierezentren, Arbeitsplatzbesuche, Gruppenberatungen in Schulen oder Universitäten und die Veranstaltung von Jobmessen derzeit nicht möglich. Auch habe sich deutlich gezeigt, dass Schulungen für die Karriereberater erforderlich sind, die auf IKT-gestützte Unterrichtsmaßnahmen ausgerichtet sind.
Allerdings kommen dem Expertenbericht zufolge besonders benachteiligte Gruppen wie beispielsweise Jugendliche, Studierende und Erwachsene, die von sozialer Ausgrenzung bedroht sind, in der Gesundheitskrise zu kurz, da sich Grenzen für ein kontinuierliches, auf individuelle Bedürfnisse zugeschnittenes Beratungsangebot aufzeigen. Daher sollte laut Bericht das Potenzial für eine maßgeschneiderte Unterstützung in der Kompetenzbildung unter Einsatz digitaler Technologien und unter Berücksichtigung der Erfahrungen in den Mitgliedstaaten einer Prüfung unterzogen werden, um eine Vertiefung der sozialen Ungleichheit zu vermeiden. (JC)
https://www.cedefop.eurpa.eu/files/2020_04_28_llg_and_pandemic_cnet_b.pdf