Nachdem das Lager Moria auf der griechischen Insel Lesbos in großen Teilen abgebrannt ist, nehmen Deutschland und Frankreich laut Bundesinnenminister Horst Seehofer jeweils bis zu 150 unbegleitete Minderjährige auf. Insgesamt hätten sich zehn EU-Staaten zur Aufnahme Geflüchteter bereit erklärt. Mit weiteren EU-Staaten sei man im Gespräch, sagte der Bundesinnenminister bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem EU-Kommissar für Migration, Margaritis Schinas. Deutschland bot Griechenland Unterstützung auch im Hinblick auf Hilfe vor Ort an.
Bereits zuvor hatte Griechenland etwa 400 Minderjährige aus dem Lager nach Thessaloniki gebracht.
Nach dem Brand auf Moria hatten mehrere deutsche Landespolitikerinnen und Landespolitiker den Bundesinnenminister eindringlich dazu aufgefordert, Geflüchtete aufzunehmen. Auch mehrere Bundestagsabgeordnete sowie Hilfsorganisationen halten die Maßnahmen der Bundesregierung für unzureichend und forderten die Bundesregierung auf, deutlich mehr Geflüchtete aus Griechenland aufzunehmen. Bundeskanzlerin Merkel und ihr französischer Amtskollege Macron hatten daraufhin eine Initiative in der EU gestartet, um den Menschen in dem zerstörten Lager zu helfen. Auch Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sagte schnelle Hilfe zu.
Seehofer kündigte nun an, im Rahmen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft bereits nächste Woche die drängendsten Probleme einer gemeinsamen EU-Asylpolitik anzugehen. Zudem wird die EU-Kommission laut Kommissar Schinas am 30. September 2020 Vorschläge für eine Reform der EU-Migrationspolitik vorlegen. (MF)