Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte die globale Geberkonferenz, die sogenannte Global Response, für den 4. Mai 2020 einberufen. Organisiert wurde sie von der EU, der WHO, der pharmazeutischen Industrie, der Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung, der Koalition für Innovationen zur Vorsorge gegen Epidemien (CEPI) und der Globalen Allianz für Impfstoffe und Immunisierungen (GAVI).
Das Tagesziel der Spendenaktion auf der Grundlage öffentlich-privater Partnerschaften wurde vorab auf 7,5 Mrd. Euro gesetzt. Während der live übertragenen Spendervideokonferenz wurden insgesamt 7,4 Mrd. Euro zugesagt. Die Gelder werden für die Entwicklung und Herstellung von Mitteln gegen COVID-19 (Impfstoff, Diagnostika und Covid-19-Behandlungen) verwendet, die dann allen Staaten weltweit zu fairen Preisen zugänglich sein sollen. Zahlreiche Staaten, die sich auf dem G20-Treffen Ende März 2020 zur Teilnahme verpflichtet hatten, und Institutionen nahmen an der Geberkonferenz teil, nicht aber die USA. Veranstaltet wurde die Konferenz außerdem von Frankreich, Deutschland, Spanien, Italien, Norwegen, Großbritannien, Kanada, Japan und Saudi-Arabien (derzeitiger Vorsitzender der G20).
Die Kommission selbst wird eine Milliarde Euro spenden. Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte im Namen der Bundesrepublik Deutschland 525 Mio. Euro zu. 850 Mio. Dollar wurden aus Kanada zugesagt, 500 Mio. Euro aus Frankreich, 388 Mio. Pfund aus Großbritannien, 192 Mio. Euro aus den Niederlanden, 140 Mio. Euro aus Italien, 125 Mio. Euro aus Spanien, 3 Mio. Euro aus den Ländern der Visegrád-Gruppe (Polen, Tschechien, Slowakei und Ungarn), 1,2 Mio. Euro von der Afrikanischen Union, 100 Mio. Dollar von der Gates Foundation etc. Unter den Zusagen sind allerdings auch solche, die seit dem 30. Januar 2020 erfolgt sind, also dem Datum, an dem die WHO das Coronavirus als globalen Gesundheitsnotstand deklariert hatte. Auch ist bei manchen Zusagen unklar, über welchen Zeitraum sie gezahlt werden.
Von den geplanten 7,5 Mrd. Euro waren 4 Mrd. Euro für einen Impfstoff, 2 Mrd. Euro für Behandlungen und 1,5 Mrd. Euro für diagnostische Tests vorgesehen. Die Spenden werden innerhalb eines Rahmens an Kollaborationen eingesetzt, der aus öffentlich-privaten Partnerschaften besteht, die jeweils Wissenschaftler, die pharmazeutische Industrie und Regulierungsbehörden zusammenbringen. Die Initiative, die sich mit der Impfstoffentwicklung befasst, wird geleitet von den bewährten Allianzen CEPI und GAVI, die für das Programm verantwortlich sein werden.
Die Initiative zugunsten der Diagnostik wird sich mit der Entwicklung und Herstellung von Tests beschäftigen, die das Virus oder Antikörper nachweisen. Die dritte Initiative für die Behandlung erfolgt mit dem erst kürzlich gegründeten Therapeutic Accelerator an der Spitze. Die Kollaborationen werden auf globaler Ebene von der Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung und dem Wellcome Trust orchestriert, an die sie auch ihre Ergebnisse berichten werden. Die Spender konnten unter den verschiedenen Initiativen auswählen, die sie prioritär finanziell unterstützen möchten.
Die Botschaft der Veranstaltung war, an einem Strang zu ziehen und die Kräfte zu bündeln und „niemanden zurückzulassen“, eine Terminologie der UN-Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung. Länder mit schwachen Gesundheitssystemen sollen solidarisch Unterstützung erfahren. Die Teilnehmer der Konferenz forderten Zusammenarbeit anstatt Konkurrenz bei der Suche nach einem Heilmittel. In der Vergangenheit war im Hinblick darauf Streit entbrannt, da ein mögliches Heilmittel nicht nur potenziell lukrativ sein könnte, sondern auch einigen Staaten zuerst Zugang zu einem Impfstoff verschaffen würde. Der gerade von Covid-19 genesene britische Premier Boris Johnson sprach vom „dringendsten gemeinsamen Anliegen unseres Lebens“.
Die Teilnehmer der Konferenz werden sich früh über einen „fairen Verteilungsschlüssel“ abstimmen müssen. Ein Impfstoff müsste bestenfalls als öffentliches Gut angesehen werden, d.h. der Patentschutz ausgesetzt werden, um das Mittel nach Bedarf fair zu verteilen. Ein EU-Beamter sagte, man würde nicht vertraglich von den Geschäftspartnern verlangen, dass sie auf Patente verzichten. Allerdings würde erwartet, dass sie sich dem Ziel verschreiben, einen Impfstoff zu vertretbaren Kosten universal verfügbar zu machen. Es zeichnete sich zudem ein erster Konsens unter den Teilnehmern der Konferenz ab, dass Mitarbeiter im Gesundheitswesen zuerst behandelt und geimpft werden sollen.
Die Geberkonferenz ist laut Kommission nur der Auftakt eines Spendenmarathons, eine Art Anzahlung. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen wird das Fünffache nötig sein, um Impfstoffe und Arzneien letztendlich einer Milliarde Menschen zur Verfügung zu stellen – das ergebe einen Betrag von rund 40 Mrd. Euro. Allein für die Impfstoffentwicklung fehlen aktuell 8 Mrd. Euro. Ende Mai 2020 soll eine weitere Konferenz folgen. (JC)