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ESDE-Bericht 2025: EU-Kommission fordert stärkere Arbeitsmarktintegration unterrepräsentierter Gruppen

Die verstärkte Beteiligung von Frauen, Älteren, Migrantinnen und Migranten sowie Menschen mit Behinderungen am Arbeitsmarkt ist nach Einschätzung der Europäischen Kommission (KOM) entscheidend, um dem Fach- und Arbeitskräftemangel in Europa zu begegnen und den demografischen Wandel abzufedern. Ohne Gegenmaßnahmen drohe die Erwerbsbevölkerung der EU bis 2050 um bis zu 18 Mio. Menschen zu schrumpfen. Das betont die KOM in ihrem Jahresbericht „Employment and Social Developments in Europe“ (ESDE), der am 16. September 2025 vorgestellt wurde.
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Nach Angaben des ESDE-Berichts nimmt derzeit rund ein Fünftel der erwerbsfähigen Bevölkerung zwischen 20 und 64 Jahren – etwa 51 Mio. Menschen – nicht am Arbeitsmarkt teil. Eine stärkere Einbindung unterrepräsentierter Gruppen könnte nicht nur helfen, das von der EU angestrebte Ziel einer Beschäftigungsquote von 78 Prozent bis 2030 zu erreichen, sondern zugleich den sozialen Zusammenhalt stärken und die Armutsbekämpfung unterstützen. 

Besondere Aufmerksamkeit widmet der Bericht der Lage von Frauen: Ihre Erwerbsbeteiligung liegt weiterhin zehn Prozentpunkte unter der von Männern. 32 Mio. Frauen in der EU sind nicht erwerbstätig. Verantwortlich dafür sind vor allem unbezahlte familiäre Verpflichtungen, ein unzureichendes Angebot an Kinderbetreuung sowie Fehlanreize in Steuer- und Sozialsystemen. Dem Bericht zufolge könnte der Ausbau von Kinderbetreuungsangeboten die Erwerbstätigkeit von Frauen in einzelnen Mitgliedstaaten um bis zu 30 Prozent erhöhen und das Bruttoinlandsprodukt der EU um bis zu 1,7 Prozent steigern.

Auch ältere Menschen sind nach wie vor stark unterrepräsentiert: Fast 20 Mio. Personen im Alter von 55 bis 64 Jahren stehen dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung. Als wichtige Hebel zur Erhöhung der Erwerbstätigkeit in dieser Altersgruppe nennt der Bericht Rentenreformen, gleitende Übergänge in den Ruhestand, verbesserte Angebote in der Langzeitpflege, gezielte Weiterbildung und Berufsberatung.

Darüber hinaus verweist die KOM auf die schwierige Lage vieler Migrantinnen und Migranten in der EU. Mehr als sieben Mio. von ihnen sind derzeit ohne Arbeit, was häufig auf Sprachbarrieren, die fehlende Anerkennung von Qualifikationen, Diskriminierung oder administrative Hürden zurückzuführen ist. Der Bericht macht deutlich, dass eine Kombination aus steuerlichen Anreizen, Sprachförderung, Arbeitsvermittlung und vereinfachten Verfahren bei Arbeitserlaubnissen die Integration von Migrantinnen und Migranten in den Arbeitsmarkt deutlich verbessern können.

Schließlich unterstreicht der ESDE-Bericht, dass auch Menschen mit Behinderungen stärker in den Arbeitsmarkt einbezogen werden müssen. Von den 44 Mio. Personen im erwerbsfähigen Alter waren 2024 lediglich 56,4 Prozent beschäftigt. Wirksame Ansätze sieht die KOM insbesondere in Quotensystemen, Antidiskriminierungsmaßnahmen und gezielten Vermittlungsprogrammen.

Weitere Informationen sowie der vollständige Bericht (in englischer Sprache) stehen auf der Website der KOM zur Verfügung. (VS)

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