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ETUI veröffentlicht Studie zu Depressionen und Stress am Arbeitsplatz

Fast zwei von zehn Fällen von Depressionen in Europa können direkt auf Stress am Arbeitsplatz zurückgeführt werden. Das berichtet das Europäische Gewerkschaftsinstitut (ETUI) in einer am 4. Oktober 2023 veröffentlichten Studie.
Mann mit über dem Kopf verschlagenen Händen am Arbeitsplatz
©Pixabay

Auf der Basis von Daten aus 35 Ländern aus dem Jahr 2015 errechneten die Forschenden die Zahl der Fälle und Todesfälle aufgrund von Depressionen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die direkt auf psychosoziale Belastungen am Arbeitsplatz zurückzuführen sind. Demnach waren die zurechenbaren Anteile von Depressionen in der EU-28 alle signifikant und ließen sich zurückführen auf Belastung am Arbeitsplatz (16 Prozent), Arbeitsplatzunsicherheit (neun Prozent), Mobbing (neun Prozent) und Ungleichgewicht zwischen Leistung und Belohnung (sechs Prozent).

Allerdings weist die Studie auf große Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern hin. So seien etwa in Frankreich 19 Prozent der Depressionsfälle auf Mobbing zurückzuführen, während in Spanien 21 Prozent der Fälle mit der Belastung am Arbeitsplatz zusammenhängen. Deutschland liegt mit seinen Werten leicht unter dem EU-Durchschnitt: Hier spielen Arbeitsplatzbelastung (15 Prozent) und Mobbing (neun Prozent) die größte Rolle bei Depressionserkrankungen, während Arbeitsplatzunsicherheit (fünf Prozent) und Ungleichgewicht zwischen Leistung und Belohnung (vier Prozent) seltener ausschlaggebend sind.

Die Forschenden des ETUI plädieren vor diesem Hintergrund für eine Behandlung des Themas auf EU-Ebene. Am 9. Oktober 2023 hatte sich der Rat für Beschäftigung und Sozialpolitik in Luxemburg erstmals mit dem Zusammenhang zwischen psychischer Gesundheit und Beschäftigungsbedingungen befasst und entsprechende Schlussfolgerungen gebilligt. Darin werden die Europäische Kommission und die Sozialpartner aufgefordert, Maßnahmen zu ergreifen, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern, die psychische Gesundheit zu schützen und psychosozialen Risiken am Arbeitsplatz vorzubeugen. Dazu gehören Maßnahmen im Zusammenhang mit der Politikgestaltung, der Durchsetzung von Rechtsvorschriften, der Sensibilisierung sowie der Datenerhebung und -analyse.

Die Studie des ETUI steht hier zum Download zur Verfügung. (VS)

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