Mit Blick auf die für den 31. März 2020 angekündigte Biodiversitätsstrategie 2030 der Europäischen Kommission veranstalteten die europäischen Umweltschutzverbände BirdLife Europe, WWF und European Environmental Bureau (EEB) am 30. Januar 2020 unter dem Motto „Nature Now“ eine Konferenz.
EU-Umweltkommissar Virginijus Sinkevičius kündigte an, die EU wolle für die 15. UN-Biodiversitätskonferenz (CBD) in Kunming (China) ehrgeizige und glaubhafte Ziele vorschlagen. Als Prioritäten nannte der Kommissar marine Ökosysteme, die Vollendung des Natura 2000-Netzwerks sowie eine breit angelegte Wiederherstellung von Flächen – auch in der Landwirtschaft. Er forderte, mehr Ressourcen zu mobilisieren und erwähnte dazu auch nationale Mittel und Anreize für private Investitionen. Die Strategie müsse alle Bereiche und auch Flächenumwandlungen sowie Flächenübernutzung umfassen. Der Green Deal verdeutliche die enge Verbindung zwischen Klimaschutz und Artenschutz.
Einen ökologischen Notstand beklagte Sabine Leemans (WWF) angesichts von einer Million bedrohter Arten und der wesentlichen Veränderung durch menschliche Einwirkungen bei 75 Prozent der Arten an Land und 66 Prozent der Arten im Wasser. Gründe für die nicht erreichten 2020er Biodiversitätsziele der EU liegen ihrer Ansicht nach darin, dass die Ursachen des Biodiversitätsverlustes nicht hinreichend adressiert worden seien, freiwillige Zusagen nicht ausreichten, große Finanzierungslücken bestünden und weiterhin schädliche Subventionen fortgeführt würden. Ein Ende fehlgeleiteter Subventionen ermögliche die Finanzierung des Naturschutzes, so Ronan Uhel (Europäische Umweltagentur). Für die neue Biodiversitätsstrategie der EU bis 2030 forderte Leemans daher smarte Ziele mit klaren Indikatoren, die verbindlich sind und eine Verantwortlichkeit für das Erreichen der Biodiversitätsziele in allen Sektoren verankern.
MdEP Delara Burkhardt (DE/S&D), Mitglied des Umweltausschusses forderte eine Strategie der Nulltoleranz gegenüber Nichteinhaltung der Umweltgesetzgebung und verwies mit Blick auf die Biodiversitätsstrategie 2030 auf die Entschließung des Europäischen Parlaments (EP) vom 16. Januar 2020: Das EP fordert die Vereinbarung rechtsverbindlicher Ziele wie bei der Pariser Vereinbarung zum Klimawandel, dass 30 Prozent des EU-Gebiets aus Naturräumen bestehen, mindestens 10 Prozent des EU-Haushalts zur Verbesserung der biologischen Vielfalt eingesetzt werden und für Pestizide in der EU verbindliche Reduktionsziele. Außerdem fordern die Abgeordneten die Wiederherstellung geschädigter Ökosysteme bis 2030.
Barbara Herrero (BirdLife) erklärte, Restauration bedeute, wieder Natur in die Flächen zu bringen und biodiversitätsschädliche Praktiken einzustellen. Beispielsweise dürfe Wald nicht als Holzfabrik verstanden werden, sondern es bedürfe allgemein resilienter Ökosysteme. Für die kroatische Ratspräsidentschaft ergänzte Aljoša Duplić (Institut für Umwelt und Naturschutz), dass neben der Wiederherstellung auch der Erhalt der Natur Teil der Strategie sein müsse, da der Zustand der Umwelt in den Mitgliedstaaten unterschiedlich sei. (TS)