Die Empfehlung zielt darauf ab, Menschen, die vor der russischen Invasion in der Ukraine fliehen, raschen Zugang zum EU-Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Dadurch soll zum einen dem gestiegenen Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften begegnet werden, die im Bereich Gesundheitsversorgung, Kinderbetreuung und Bildung benötigt werden und die zugleich die ukrainische Sprache beherrschen. Zum anderen soll verhindert werden, dass die Angekommenen Tätigkeiten verrichten, die unter ihrem Qualifikationsniveau liegen und die oftmals mit schlechten Arbeitsbedingungen einhergehen. Betroffen sind hiervon insbesondere Frauen, die einen Großteil der Geflüchteten ausmachen. Auf diese Weise werde die vorübergehende Zeit des Schutzes sinnvoll genutzt und Geflüchtete könnten mit zusätzlicher Berufserfahrung in ihr Heimatland zurückkehren, so die KOM.
Um Mitgliedstaaten bei den Anerkennungsverfahren zu unterstützten, sieht die Empfehlung eine Reihe von Maßnahmen vor, darunter ein Ressourcenportal zu ukrainischen Qualifikationen sowie eine sogenannte eTranslation-Anwendung, die eine verlässliche Übersetzung aus dem Ukrainischen ermöglichen soll. Zudem soll bei fehlenden Urkunden über Qualifikationen eine digitale Neuausstellung in Betracht gezogen werden.
EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton bekräftigte, dass eine der Qualifikation entsprechende Beschäftigung die Integration der Geflüchteten fördere und zugleich zur Wahrung ihrer Würde beitrage.
Bund und Länder griffen die Überlegungen der KOM bei der Ministerpräsidentenkonferenz am 7. April 2022 auf und sagten zu, sich im Falle von reglementierten Berufen zeitnah auf eine schnelle und einheitliche Anerkennung von ukrainischen Berufs- und Bildungsabschlüssen zu verständigen. Im Falle nicht-reglementierter Berufe soll eine Selbsteinschätzung der Geflüchteten zu ihren beruflichen Qualifikationen ausreichen.
Die KOM wird die nationale Umsetzung der Empfehlungen überwachen und Folgemaßnahmen treffen. Ein Austausch zwischen KOM und Mitgliedstaaten ist in einer eigens dafür eingerichteten Arbeitsgruppe vorgesehen. (VS)