Dem Bericht zufolge zeigte sich der europäische Arbeitsmarkt trotz eines verlangsamten Beschäftigungswachstums weiterhin robust. Die Arbeitslosenquote blieb niedrig, während die Löhne durchschnittlich um 2,7 Prozent stiegen. Gleichwohl arbeitet rund ein Fünftel aller Beschäftigten weiterhin in niedrig entlohnten Jobs. Die Einkommen in den meisten Mitgliedstaaten dürften bis Ende des Jahres wieder über dem Vor-Pandemie-Niveau liegen – eine Entwicklung, die laut KOM maßgeblich durch die Anhebung nationaler Mindestlöhne gestützt wurde.
Zugleich verweist der Bericht auf anhaltende strukturelle Herausforderungen. In Mitgliedstaaten mit starker industrieller Ausrichtung kam es zu Stagnation oder Arbeitsplatzverlusten, die nicht – wie in früheren Krisen – durch Produktivitätszuwächse kompensiert werden konnten. Sorge bereitet der KOM auch, dass viele qualifizierte Arbeitskräfte in wenig produktiven Sektoren beschäftigt sind. Der Anteil der Geringverdienenden in der EU ist zwar von 15,2 Prozent im Jahr 2018 auf 14,7 Prozent im Jahr 2022 gesunken, in einzelnen Ländern – darunter Belgien, Luxemburg, Ungarn und Rumänien – jedoch wieder gestiegen.
Auch die Entwicklung der Reallöhne zeigt ein heterogenes Bild: Während sie in rund einem Drittel der Mitgliedstaaten deutlich über dem Vorkrisenniveau liegen, ist in Ländern wie Deutschland, Frankreich, Italien, Finnland und Tschechien noch keine vollständige Erholung erreicht. Besonders betroffen ist die Mittelschicht, die zunehmend Schwierigkeiten hat, grundlegende Güter und Dienstleistungen zu bezahlen. Viele dieser Haushalte profitierten weder von Mindestlohnerhöhungen noch von staatlichen Entlastungsmaßnahmen. Die KOM warnt daher, dass die soziale Balance auf dem europäischen Arbeitsmarkt künftig stärker in den Blick genommen werden müsse – insbesondere angesichts steigender Lebenshaltungskosten, globaler Handelsrisiken und anhaltender struktureller Ungleichgewichte.
Der Bericht „Labour Market and Wage Developments in Europe – Annual Review 2025“ bietet eine jährliche Analyse der wichtigsten Entwicklungen auf den Arbeits- und Lohnmärkten der Europäischen Union. Er wird von der Generaldirektion Beschäftigung, Soziales und Integration (DG EMPL) der KOM erstellt.
Weitere Informationen sind der Website der KOM zu entnehmen. (VS)
