Das Tempo des europaweiten Fortschritts variiert mit Blick auf die einzelnen Zielsetzungen, es ist jedoch nur in wenigen spezifischen Bereichen ein Rückschritt in puncto nachhaltige Entwicklung zu verzeichnen.
Die in dem Bericht „Sustainable development in the European Union – 2022 monitoring report on progress towards the SDGs in an EU context“ enthaltenen Daten machen deutlich, dass die EU in den letzten fünf Jahren entsprechend den Prioritäten der EU-Kommission in wichtigen Politikbereichen wie dem europäischen Grünen Deal, der Digitalstrategie und dem Aktionsplan zur europäischen Säule sozialer Rechte Fortschritte bei der Umsetzung der meisten Nachhaltigkeitsziele gemacht hat.
Aus dem Bericht lässt sich ablesen, dass die EU insbesondere mit Blick auf die Friedenssicherung sowie den Zugang zur Justiz und das Vertrauen in die Institutionen (Ziel 16) erhebliche Fortschritte zu verzeichnen hat. Gleiches lässt sich hinsichtlich der Verringerung von Armut und sozialer Ausgrenzung (Ziel 1) als auch bezüglich Wirtschaft und Arbeitsmarkt (Ziel 8) feststellen. Die Beschäftigungsquote stieg im Jahr 2021 auf 73,1 Prozent und übertraf damit sogar das vor der Pandemie verzeichnete Niveau. Die EU konnte sich außerdem im Ausbau bezahlbarer und sauberer Energie (Ziel 7) sowie im Bereich Innovation und Infrastruktur (Ziel 9) steigern. Die positive Bewertung bei Ziel 7 lässt sich dabei auf den klaren Rückgang des Energieverbrauchs im Jahr 2020 zurückführen, zu dem es durch die Einschränkungen des öffentlichen Lebens und die verringerte Wirtschaftstätigkeit aufgrund von COVID-19 kam. Darüber hinaus ist die Nutzung erneuerbarer Energie zuletzt stets gestiegen; ihr Anteil hat sich seit 2005 verdoppelt.
Bei den meisten anderen Nachhaltigkeitszielen sind moderate Fortschritte zu verzeichnen. Dies betrifft unter anderem die Bereiche Gesundheit und Wohlergehen (Ziel 3), Leben unter Wasser (Ziel 14), Geschlechtergleichheit (Ziel 5), nachhaltige Städte und Gemeinden (Ziel 11), weniger Ungleichheiten (Ziel 10), nachhaltig konsumieren und produzieren (Ziel 12), hochwertige Bildung (Ziel 4), Klimaschutz (Ziel 13) und das Ziel „Kein Hunger“ (Ziel 2).
Leichte Rückschritte wiederum wurden in den vergangenen fünf Jahren beim Leben an Land (Ziel 15) festgestellt. So sind die Ökosysteme und die biologische Vielfalt weiterhin erheblichen Belastungen durch menschliche Aktivitäten ausgesetzt.
Der am 23. Mai veröffentlichte Bericht ist der sechste einer jährlichen Monitoring-Reihe, die Eurostat seit 2017 veröffentlicht. Die entsprechenden Indikatoren für die Ziele werden jedes Jahr überprüft und angepasst. So enthält der diesjährige Bericht zudem eine spezifische Analyse der pandemiebedingten Auswirkungen auf die Nachhaltigkeitsziele.
Die Ziele der nachhaltigen Entwicklung bilden seit Langem das Zentrum der EU-weiten Politikgestaltung. Das bisher beispiellose und von der KOM im Zuge der Corona-Pandemie etablierte Instrument NextGenerationEU und die von den EU-Mitgliedstaaten in ihren Aufbau- und Resilienzplänen vorgesehenen Reformen und Investitionen werden zukünftig eine essentielle Rolle für die Erreichung der Nachhaltigkeitsziele in der EU spielen. Die KOM betont auch, dass erst recht in Zeiten der Ukrainekrise weiter an der angestrebten Reform des europäischen Wirtschaftsmodells gearbeitet werden müsse, um die Widerstandsfähigkeit der EU im Sinn der Nachhaltigkeit auszubauen.
Die deutsche Bundesregierung präsentierte bereits im Jahr 2002 erstmals eine nationale Nachhaltigkeitsstrategie, die regelmäßig alle vier Jahre weitergeführt und aktualisiert wird. Die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie 2021 stellt somit die jüngste Weiterentwicklung dar und dient der konkreten Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele im Rahmen der Agenda 2030.
Das Land Rheinland-Pfalz formuliert seine aktuelle Nachhaltigkeitsstrategie im Indikatorenbericht 2021. Diese bezieht sich auf die Prinzipien nachhaltiger Entwicklung, die in der gemeinsamen Erklärung von Bund und Ländern vom 6. Juni 2019 festgehalten wurden. Vielfältige Initiativen aus allen Teilen der rheinland-pfälzischen Gesellschaft demonstrieren, dass nachhaltige Entwicklung landesweit als gemeinschaftliches Werk betrachtet wird. Mit der Nachhaltigkeitsstrategie unterstreicht die Landesregierung, dass sie ihren Teil dazu beitragen will, um dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen. (JGa)