Anlässlich des Welternährungstags 2019 gab es am 18. November 2019 eine Aussprache zwischen dem Landwirtschaftsausschuss (AGRI), dem Umweltausschuss (ENVI) sowie dem Entwicklungsausschuss (DEVE) des Europäischen Parlaments mit der stellvertretenden Generaldirektorin für Klima und natürliche Ressourcen der Welternährungsorganisation (FAO), Maria Helena Semedo, sowie Carla Montesi, der Abteilungsleiterin der Generaldirektion für Internationale Zusammenarbeit und Entwicklung (DEVCO) für „Planet und Wohlstand“ in der Europäischen Kommission.
Die FAO forderte die EU auf, bei der 25. Weltklimakonferenz (COP25), die vom 2. - 13. Dezember 2019 in Madrid stattfindet, und der globalen Biodiversitätskonferenz 2020 eine Führungsrolle einzunehmen und begrüßte den von der künftigen Kommissionspräsidentin von der Leyen angekündigten Green Deal. Sie forderte, Lösungen für eine nachhaltige Landwirtschaft im Konsens zu suchen. Die Kommission verwies auf die bereits laufende Zusammenarbeit zwischen EU und FAO zur Entwicklung nachhaltiger Ernährungssysteme. Sie kündigte an, die neue Strategie der EU für ein nachhaltiges Lebensmittelsystem vom Erzeuger zum Verbraucher (Farm to Fork) werde dies aufgreifen und der Bedeutung von Lebensmittelsystemen als Mehrzwecksystemen Rechnung tragen, die neben der Ernährung auch Bewässerung, Umwelt- und Klimaschutz, Einkommenssicherung sowie Arbeitsplätze sicherstellen müssten.
Semedo erinnerte daran, dass weltweit immer noch 26 Prozent der Bevölkerung keinen geregelten Zugang zu Ernährung haben. Die FAO-Vertreterin forderte, Erzeugungs- und Verbrauchsmuster umzustellen. Es müsse eine gesunde Ernährung gefördert werden, um den Planeten zu retten. Die Weltgemeinschaft müsse eine nachhaltige Landwirtschaft verankern, Familienbetriebe aus der Armut befreien und umweltverträgliche Lösungen für die Landwirtschaft finden. Agroökologie sei ein möglicher Ansatz, um die Wechselwirkung zwischen Pflanzen, Tieren, Mensch und Umwelt unter Berücksichtigung sozialer Aspekte zu optimieren. Immer noch gehen
14 Prozent der Lebensmittel zwischen Ernte und Verzehr verloren – hier seien mehr Daten zur Lebensmittelverschwendung notwendig.
Viehzucht mache 40 Prozent der gesamten Wertschöpfungskette der Landwirtschaft aus. Sie habe Auswirkungen auf den Klimawandel, sei jedoch teilweise auch notwendig für die Erhaltung von Weidefläche oder zur Verminderung von Armut. Daher versuche die FAO, Viehzucht mit niedrigem Kohlenstoffdioxidausstoß zu entwickeln. Montesi verwies auf die Bedeutung nachhaltiger Fischerei und Forstwirtschaft und stellte die Kooperation der EU mit der FAO vor.
Der Europaabgeordnete Martin Häusling (DE/Grüne/EFA) begrüßte, dass Agrarökologie im Vordergrund stehe und die FAO erkenne, dass nicht mehr, sondern gesünder produziert werden müsse. In der Politik müsse sich eine „Ernährungssouveränität“ durchsetzen. Fehlerernährung sowie Lebensmittelverschwendung allein durch 30 Prozent weggeworfener Lebensmittel seien auch in Europa ein Problem. Die Lebensmittelproduktion müsse sich von Pestiziden weg und hin zu Biodiversität entwickeln. Seb Dance (UK/S&D) forderte, für das neue globale Biodiversitätsabkommen 2020 leicht messbare Ziele wie im Klimaschutz zu verabschieden und im Rahmen der GAP nur noch nachhaltige Investitionen zu finanzieren. (TS)