Die Europäische Umweltagentur (EEA) hat am 19. Oktober 2020 ihren Bericht zur Lage der Umwelt veröffentlicht. Umweltkommissar Virginijus Sinkevičius forderte dazu auf, die in der neuen EU-Biodiversitätsstrategie 2030 enthaltenen Verpflichtungen dringend zu erfüllen, um den Rückgang der Artenvielfalt zum Nutzen der Natur, der Menschen, des Klimas und der Wirtschaft umzukehren. Der Leiter der EEA, Hans Bruyninckx, pflichtete bei, dass zur „Erhaltung der Gesundheit und der Widerstandsfähigkeit der Natur und des Wohlergehens der Menschen grundlegende Änderungen“ bei der Lebensmittelproduktion und dem Konsum, der Waldbewirtschaftung und im Städtebau sowie ehrgeizigere Klimaschutzmaßnahmen und eine bessere Umsetzung der Naturschutzpolitik insbesondere im Verkehrs- und Energiesektor notwendig seien.
Der Bericht erklärt eine nicht nachhaltige intensive Land- und Forstwirtschaft, die Zersiedelung und Umweltverschmutzung von Luft, Wasser und Boden zu den Hauptursachen für einen drastischen Rückgang der biologischen Vielfalt in Europa sowie weiterhin die illegale Entnahme und nicht nachhaltige Jagd und Fischerei. Weitere Bedrohung seien Veränderungen an Flüssen und Seen, wie z. B. Staudämme und Wasserentnahmen, invasive gebietsfremde Arten, die Aufgabe landwirtschaftlicher Flächen und der Klimawandel.
Die EEA stellt einen gravierenden Rückgang der natürlichen Vielfalt in der EU fest und kommt zum Ergebnis, dass die EU die Ziele der Biodiversitätsstrategie 2020 nicht erreicht hat. Zwar wurden die globalen Ziele zur Ausweisung von Schutzgebieten mit rund 18 Prozent der Landfläche und fast 10 Prozent der Meeresgebiete und der Erhaltungszustand bei Wildtieren erreicht, aber die meisten geschützten Lebensräume und Arten weisen einen mangelhaften oder schlechten Erhaltungszustand auf. Besonders betroffen sind Vögel: Der Anteil der Vögel mit mangelhaftem oder schlechtem Erhaltungszustand ist in den letzten sechs Jahren um 7 Prozent auf insgesamt 39 Prozent gestiegen. Nur 14 Prozent der Lebensräume und 27 Prozent der Arten (ohne Vögel) sind in gutem Erhaltungszustand.
Die EEA bemängelt, dass zahlreiche Umweltvorschriften wie die Naturschutzrichtlinien noch immer nicht in den Mitgliedstaaten umgesetzt sind. Die meisten geschützten Lebensräume und Arten befinden sich in keinem guten Erhaltungszustand. Der Bericht beruht auf den Mitteilungen der Mitgliedstaaten von 2013-2018 zur Umsetzung der Habitat- und Vogelschutzrichtlinien (92/43/EWG bzw. 2009/147/EG) sowie des Zustands der Natura2000-Netzwerke. Es handelt sich dabei um die umfassendste Datenerhebung über den Zustand der Natur in Europa, an der über 130.000 Freiwillige bzw. 220.000 Menschen insgesamt beteiligt waren. (TS)
https://www.eea.europa.eu/de/highlights/neueste-bewertung-zeigt-weiterhin-gravierenden