Die negativen wirtschaftlichen Auswirkungen durch die Corona-Pandemie fallen für die Wirtschaft der einzelnen Mitgliedstaaten der EU unterschiedlich aus. Die Kommission veröffentlichte am 5. November 2020 eine Prognose für die Wirtschaft im Euroraum (so genannte Herbstprognose). Demnach wird die Wirtschaft im Jahr 2020 um 7,8 Prozent (Sommerprognose 8,7 Prozent) schrumpfen, im kommenden Jahr voraussichtlich ein Wachstum von 4,1 Prozent (Sommerprognose 6,1 Prozent) und 2022 ein Wachstum von 3 Prozent erreichen. Für Deutschland prognostiziert die Kommission BIP-Veränderungsraten von minus 5,6 (minus 6,3) Prozent, plus 3,5 (plus 5,3) Prozent und plus 2,6 Prozent.
Eine Erholung auf das Niveau vor der Pandemie sei frühestens in zwei Jahren möglich, sagte Paolo Gentiloni, EU-Kommissar für Wirtschaft. Deshalb richtete Valdis Dombrovskis, Exekutiv-Vizepräsident und zuständig für das Ziel einer Wirtschaft im Dienste der Menschen, einen erneuten Aufruf an das Europäische Parlament und den Rat, den EU-Aufbauplan NextGenerationEU (NGEU) noch in diesem Jahr zu verabschieden, damit die Umsetzung frühzeitig im ersten Halbjahr 2021 erfolgen könne. Nur mit der rechtzeitigen Umsetzung von NGEU ist mit einer deutlich positiveren Prognose für Februar 2021 zu rechnen.
Es gilt, die in der Herbstprognose aufgeführten Risiken für die Europäische Wirtschaft zu vermeiden, allen voran eine Verschlimmerung der Pandemie, da die durch die Pandemie bewirkten langfristigen Einschnitte in die Wirtschaftsentwicklung wie beispielsweise Insolvenzen, Langzeitarbeitslosigkeit und Versorgungsunterbrechungen schwerwiegende Folgen haben können. Durch die bisher ergriffenen Maßnahmen, insbesondere die Kurzarbeitsregelungen, blieb der Anstieg der Arbeitslosenquote relativ gering. Allerdings ist mit einem Anstieg nach dem Auslaufen der Unterstützungsprogramme zu rechnen, der dann jedoch im Rahmen der wirtschaftlichen Erholung ab 2022 wieder abnehmen dürfte.
Auch die durch die höheren Sozialausgaben und verminderte Steuereinnahmen gestiegene Staatsverschuldung ist zu beobachten. So geht die Herbstprognose von einem Anstieg der Gesamtschuldenquote des Euroraums von 85,9 Prozent des BIP im Jahr 2019 auf bis zu 102,6 Prozent im Jahr 2022 aus. Die Inflation ist aufgrund des starken Rückgangs der Energiepreise in den Negativbereich gerutscht. Die Inflation im Euro-Währungsgebiet, gemessen am harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI), dürfte 2020 im Durchschnitt 0,3 Prozent betragen und dann bis 2022 auf 1,3 Prozent steigen. Für die EU insgesamt wird eine Inflation von 0,7 Prozent im Jahr 2020, 1,3 Prozent im Jahr 2021 und 1,5 Prozent im Jahr 2022 prognostiziert.
Die nächste Prognose der Kommission wird die Winterprognose 2021 mit aktualisierten BIP- und Inflationsprognosen sein, die im Februar 2021 vorgelegt werden soll. (TSe)
https://ec.europa.eu/germany/news/20201105-herbstprognose-2020_de