In einem Papier zur Vorbereitung einer Videokonferenz der EU-Handelsministerinnen und –minister hat Irland vor einem Rückfall in protektionistisches Denken und Handeln gewarnt.
In Zeiten der aktuellen Corona-Krise erneut über Protektionismus und Abschottung nachzudenken sei eine Falle, so heißt es in dem Papier. Der freie Handel und eine globale Lieferkette seien essentiell, um auf der Höhe der Zeit zu bleiben. Man sehe die öffentlichen Bekundungen in Frankreich und Deutschland zu „mehr strategischer Autonomie“ mit Sorge.
Da Atemschutzmasken in der EU knapp wurden, sprachen sich diverse Regierungen der Mitgliedstaaten dafür aus, als Lehren aus der Corona-Krise stärker über die eigene Herstellung von Schutzausrüstung nachzudenken, statt auf die Lieferungen aus Übersee angewiesen zu sein.
Während es aus Sicht der irischen Regierung seine Berechtigung hat, über globale Lieferketten von medizinisch notwendigem Material nachzudenken, so sei es „übereilt“, davon zu sprechen, dass man „sämtliche Produktion“ nach Europa verlegen müsse. In Krisenzeiten sei es natürlich wichtig, ausreichend Material zur Verfügung zu haben. Es gäbe allerdings auch andere Zeiten, so das Papier, und in einer neuen Krise könnte ganz anderes Material notwendig sein, beispielsweise Dialyse-Geräte.
Abschließend lässt sich feststellen, dass die EU (und in weiterem Sinne auch die Weltgemeinschaft) nach Überwindung der Coronakrise über globale Abhängigkeiten mit veränderter Perspektive nachdenken muss. Vor dem Hintergrund weltweiter Vernetzung und globaler Dienstleistungen scheint Protektionismus als Strategie zur Sicherheit allerdings nicht zeitgemäß. (sch)