| EU-Wirtschaft

Kommission rechnet mit geringerem Wirtschaftswachstum und höherer Inflation

Die Europäische Kommission erwartet für das Jahr 2023 kaum noch Wachstum in der EU und in Deutschland sogar einen deutlichen Rückgang der Wirtschaftsleistung. In ihrer am 11. November 2022 vorgestellten Herbstprognose geht sie für 2023 nur noch von einer Zunahme des Bruttoinlandsprodukts (BIP) sowohl in der EU als auch in der Eurozone von 0,3 Prozent aus. Für 2022 rechnet die Kommission mit einem BIP-Plus von 3,3 Prozent in der EU und 3,2 Prozent in der Eurozone, nachdem sie im Juli 2022 noch einen Zuwachs von 2,6 Prozent prognostiziert hatte.
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Für Deutschland wird die Entwicklung jetzt mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung von 0,6 Prozent am schlechtesten unter den Euro-Ländern eingeschätzt. Im Juli 2022 hatte die Europäische Kommission (KOM) noch 1,4 Prozent Wachstum im kommenden Jahr prognostiziert. Jetzt verweist sie auf die allgemeine wirtschaftliche Unsicherheit, die hohen Energiepreise und die Kaufkraftverluste der Privathaushalte, die schwierigen Finanzierungsbedingungen wegen der hohen Zinsen sowie die ebenfalls schwächelnde Weltwirtschaft.

Für das laufende Jahr 2022 hat die KOM ihre Erwartungen für die 27 EU-Staaten jedoch angehoben. Nach ihrer Einschätzung dürfte die starke Dynamik von 2021 und das kräftige Wachstum in der ersten Jahreshälfte das reale BIP-Wachstum in der EU im Jahr 2022 insgesamt auf 3,3 Prozent ansteigen lassen. Im Juli 2022 war die KOM noch von einer Zunahme des BIP um 2,7 Prozent ausgegangen. Zuletzt hatten mehrere Mitgliedstaaten mit stabilen Wachstumszahlen überrascht.

Was die Inflation angeht, steht der Höhepunkt nach Einschätzung der KOM noch bevor und dürfte gegen Ende des Jahres 2022 erreicht werden. Für das laufende Jahr korrigierte sie die Inflationserwartung daher von 7,6 Prozent auf 8,5 Prozent nach oben. Die Inflationserwartung für das kommende Jahr hat die KOM gleichzeitig von vier auf nun 6,1 Prozent angehoben. Auf dem Arbeitsmarkt erwartet die KOM trotz trüber Wachstumsaussichten und hoher Inflation keine dramatischen Folgen. Es wird erwartet, dass die Arbeitsmärkte mit Verzögerung auf die Verlangsamung der Wirtschaftstätigkeit reagieren, aber widerstandsfähig bleiben werden. Die Beschäftigung liegt derzeit EU-weit bei 213,4 Mio. Beschäftigten auf einem Allzeithoch, während die Arbeitslosigkeit in der EU mit einer Quote von 6,0 Prozent so niedrig wie nie ist.

Für Deutschland konstatiert die KOM, dass sich die steigenden Energiekosten erneut negativ auf das Einkommens- und Produktionswachstum auswirken. Zusammen mit der teureren Kreditaufnahme wird dies wahrscheinlich die Investitionen belasten. Weitere Kaufkraftverluste angesichts der hohen Inflation dürften den privaten Verbrauch trotz der teilweisen Entlastung durch die Politik einschränken. Das BIP wird den Prognosen zufolge im Jahr 2022 um 1,6 Prozent wachsen, 2023 jedoch um 0,6 Prozent zurückgehen, bevor es sich 2024 um 1,4 Prozent erholt. Das öffentliche Defizit wird voraussichtlich weiterhin hoch bleiben (2,3 Prozent des BIP in 2022 und 3,5 Prozent in 2023), da die Ausgaben im Zusammenhang mit der Pandemie durch Maßnahmen zur Abfederung der Auswirkungen der hohen Energiepreise ersetzt werden. Weit unter dem EU-Schnitt liegt die Arbeitslosenquote in Deutschland. Sie wird von der KOM für 2022 mit 3,1 Prozent prognostiziert und 3,5 Prozent für 2023. (UV)

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