Erklärtes Ziel der Europäischen Kommission (KOM) bei der neuen europäischen Innovationsagenda ist es, Innovatoren, Start-ups und innovative Unternehmen zu globalen Innovationsführern zu machen. Dazu soll im Handlungsfeld Finanzierung Scaleups, also Startups, die sich auf dem Markt etabliert haben und wachsen sollten, der Zugang zu Finanzierungen erleichtert werden. Institutionelle und andere private Investoren in Europa sollen motiviert werden, sich bei europäischen Startups im Bereich technologischer Innovationen zu engagieren. Im zweiten Bereich wird vorgeschlagen, Innovation durch verbesserte Rahmenbedingungen zu erleichtern. Dazu gehören unter anderem experimentelle Regulierungskonzepte, zum Beispiel von gewissen Regeln ausgenommene Testumgebungen (Sandboxes) und die Vergabe öffentlicher Aufträge im Bereich Innovation. Eine Beschleunigung und Stärkung der Innovation im europäischen "Innovationsökosystem" in der gesamten EU soll die Schaffung von regionalen Räumen für Innovationen unterstützen und den Mitgliedstaaten und Regionen dabei helfen, mindestens zehn Milliarden Euro für konkrete interregionale Innovationsprojekte bereitzustellen. Die Mitgliedstaaten sollen auch durch den integrierten Einsatz der Kohäsionspolitik und der Instrumente von "Horizon Europe" unterstützt werden.
Die Anwerbung und Bindung von Talenten im technologieintensiven Bereich soll durch eine Reihe von Initiativen sicherstellen, dass Talente in der EU gefördert werden und ein kontinuierlicher Zustrom von Talenten in wichtige technologieintensive Bereiche in die EU gelenkt wird. Zu diesen Maßnahmen gehören ein neuartiges Praktikumsprogramm für Startups und Scaleups, ein Talentpool der EU, um Startups und innovativen Unternehmen bei der Suche nach Talenten außerhalb der EU zu helfen, sowie ein Programm für Unternehmertum und Führungsqualitäten für Frauen und Pionierarbeit im Bereich von Aktienoptionen für Startup-Mitarbeiter. Verbesserte Politikinstrumente sollen schlussendlich eine Schlüsselrolle in der Entwicklung und Nutzung robuster, vergleichbarer Datensätze und gemeinsamer Definitionen spielen. Diese sollen in die Politik auf allen Ebenen in der gesamten EU einfließen. Außerdem soll durch das Forum des Europäischen Innovationsrats eine bessere politische Koordination auf europäischer Ebene gewährleistet werden.
Zusammen mit der neuen europäischen Innovationsagenda hat die KOM im Bericht 2022 über die Leistung der EU in den Bereichen Wissenschaft, Forschung und Innovation auch eine Analyse der aktuellen Situation veröffentlicht. Danach geht die Innovationsleistung der EU im Gegensatz zu den wichtigsten Handelspartnern der EU aktuell zurück. Global ist die EU aber nach wie vor ein wichtiger Akteur. Auf sie entfallen rund 18 Prozent der weltweiten Investitionen in Forschung und Entwicklung (FuE), 21 Prozent der am häufigsten zitierten wissenschaftlichen Veröffentlichungen und 23 Prozent aller Patentanmeldungen. Allerdings gingen die FuE-Investitionen insgesamt in der EU während der Krise zurück, wobei erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen Sektoren bestehen. Obwohl sich die FuE-Investitionen der EU in den Bereichen Gesundheit und IKT-Dienstleistungen zwischen 2019 und 2020 erhöht (um 10,3 Prozent bzw. 7,2 Prozent) haben, wurden sie in anderen Sektoren während der Krise erheblich zurückgefahren, so die FuE-Investitionen von IKT-Anbietern (-3,6 Prozent), im Chemiebereich (-3,7 Prozent), die Automobilindustrie (-7,2 Prozent) sowie die Luft- und Raumfahrtindustrie (-22,6 Prozent).
Die wichtigsten Ergebnisse des Berichts werden auf einer virtuellen Auftaktveranstaltung am 12. Juli 2022 von 15.00 bis 17.00 Uhr vorgestellt und die aktuellen Trends in Forschung und Innovation diskutiert werden. (UV)