Drei große Ziele umfasst die Europäische Strategie für eine resiliente Wasserversorgung:
1. Der Wasserkreislauf als Grundlage für die Wasserversorgung ist von der Quelle bis zum Meer zu schützen. Im Mittelpunkt steht die Umsetzung bestehender europäischer Regelungen wie der Wasserrahmenrichtlinie und der Richtlinie über die Bewertung und das Management von Hochwasserrisiken. Grundsätzlich gilt es, Wasserverschmutzung noch effektiver zu verhindern und Schadstoffe im Trinkwasser konsequenter zu bekämpfen.
2. Angestrebt wird der Aufbau einer „wasser-intelligenten“ Wirtschaft, um die Wasserwirtschaft insgesamt nachhaltiger und effizienter zu gestalten. Um dieses Ziel zu erreichen, veröffentlichte die KOM am 4. Juni 2025 ihre Empfehlung zur Wassereffizienz. Sie verfolgt das Ziel, die Wassereffizienz in der EU bis 2030 um mindestens zehn Prozent zu steigern und ruft die Mitgliedstaaten dazu auf, entsprechend ihrer nationalen Gegebenheiten eigene Ziele festzulegen. Hintergrund sind die teils erheblichen Verluste durch Lecks in Wasserleitungen, die je nach Land zwischen acht und 57 Prozent betragen.
3. Allen Menschen muss der Zugang zu sauberem und erschwinglichem Wasser sowie einer zuverlässigen Sanitärversorgung gewährleistet werden. Verbraucherinnen, Verbraucher und Unternehmen spielen eine zentrale Rolle beim Wassersparen. Zudem ist sicherzustellen, dass der Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitären Einrichtungen in einigen Regionen sowie für besonders gefährdete Gruppen weiter optimiert wird.
Die KOM betont auch die Chancen, die im ressourcenschonenden Umgang mit Wasser liegen: Derzeit befinden sich 40 Prozent der weltweiten Patente für Wassertechnologien in europäischer Hand. Dies auszubauen und darüber die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern, ist erklärtes Ziel der KOM. So wird angestrebt, das Kreditvolumen der Europäischen Investitionsbank (EIB) im kommenden Dreijahres‑Zeitraum auf 15 Mrd. Euro zu steigern und damit erhebliche private Investitionen anzustoßen.
Die Strategie beinhaltet in fünf Förderbereichen:
- Governance und Umsetzung (schnellere Umsetzung bestehender Vorschriften durch strukturierten Dialog mit Mitgliedstaaten, Regionen, Wasserbehörden usw.)
- Investitionen (u.a. Aufstockung kohäsionspolitischer Mittel, Fahrplan für „Naturgutschriften“, neues Wasserprogramm der EIB und Bereitstellung von mehr als 15 Mrd. Euro an geplanten Finanzmitteln im Zeitraum 2025-2027.)
- Beschleunigung von Digitalisierung und KI (EU-weiter Aktionsplan)
- Förderung von Forschung und Innovation
- Sicherheit und Vorsorge (verstärktes Echtzeit-Frühwarn- und Überwachungssystem für Überschwemmungen und Dürren)
Insgesamt werden im Rahmen der Wasserresilienzstrategie jedoch keine neuen Rechtsvorschriften vorgeschlagen. Vielmehr konzentriert sie sich auf die wirksame Umsetzung der bestehenden EU-Wasservorschriften, wie etwa die Wasserrahmenrichtlinie aus dem Jahr 2000 oder die EU-Nitratrichtlinie. Weitere Informationen finden sich in der Presseerklärung der KOM, hier ist auch das Fragen‑und-Antwort-Dokument hilfreich.
Neben der Wasserresilienzstrategie der EU hat die Europäische Umweltagentur am gleichen Tag einen Bericht über Wassereinsparpotenziale veröffentlicht. Darin heißt es, dass die Wirtschaftszweige mit der höchsten Wasserentnahme ein erhebliches Potenzial für Wassereinsparungen bieten und diese daher gegebenenfalls vorrangig Wasser einsparen sollten. In der EU macht die Stromerzeugung für die Kraftwerkskühlung auf der Grundlage des Durchschnitts der Jahre 2000-2022 rund 36 Prozent des gesamten Wasserbedarfs aus, gefolgt von der Landwirtschaft mit 29 Prozent. (HB)