In der neuen von der Kommission am 25. November 2020 vorgestellten Arzneimittelstrategie wird ein ganzheitlicher Ansatz verfolgt, um einerseits Patientinnen und Patienten mit erschwinglichen Arzneimitteln zu versorgen, andererseits aber auch die Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit der Arzneimittelindustrie zu fördern. Die Strategie soll mehr als ein Krisenreaktionsinstrument sein, obwohl auch Lehren aus der ersten Reaktion auf die COVID-19-Pandemie gezogen werden. Langfristig soll die Strategie diversifizierte und sichere Lieferketten etablieren und damit eine offene strategische Autonomie der EU in der Welt gewährleisten.
Mit der Arzneimittelstrategie der EU werden vier Hauptziele verfolgt: Der Zugang zu erschwinglichen Arzneimitteln soll – auch in Bereichen, in denen derzeit noch Lücken bestehen (z. B. bei der antimikrobiellen Resistenz, Krebs, seltenen Krankheiten) - gewährleistet werden. Um die Entwicklung hochwertiger, sicherer, wirksamer und umweltfreundlicherer Arzneimittel zu ermögliche, soll Wettbewerbsfähigkeit, Innovation und Nachhaltigkeit der Arzneimittelindustrie in der EU gefördert werden. Darüber hinaus sollen die Mechanismen der Krisenvorsorge und -reaktion verbessert werden, damit die Versorgungssicherheit garantiert ist. Durch die Förderung hoher Qualitäts-, Wirksamkeits- und Sicherheitsstandards will die Kommission weltweit Maßstäbe setzen.
Zur Umsetzung der Arzneimittelstrategie hat die Kommission eine Agenda mit legislativen und nichtlegislativen Maßnahmen formuliert, die in den kommenden Jahren sukzessive umgesetzt werden soll. Genannt wird beispielsweise die Überarbeitung der grundlegenden Rechtsvorschriften über Arzneimittel (angestrebtes Datum für einen Vorschlag: 2022), die Errichtung einer EU-Behörde für die Krisenreaktion bei gesundheitlichen Notlagen (Vorschlag: 2. Halbjahr 2021), die Überarbeitung der Verordnungen über Arzneimittel für Kinder und für seltene Krankheiten, die Einleitung eines strukturierten Dialogs mit allen Akteuren der Arzneimittelherstellung und den Behörden sowie die Förderung von Forschung und Innovation im Rahmen von Horizont 2020 und EU4Health.
In nächsten Schritt werden die Ministerinnen und Minister der EU-Staaten auf ihrem Ratstreffen „Beschäftigung, Sozialpolitik, Gesundheit und Verbraucherschutz“ am 2. Dezember 2020 auf politischer Ebene über die Strategie beraten. (UV)
Link zur Arzneimittelstrategie: https://ec.europa.eu/health/human-use/strategy_de