Nach der am 07. Juli 2020 von der Kommission vorgestellten Sommerprognose werden die wirtschaftlichen Folgen aufgrund der Corona-Pandemie noch schwerwiegender ausfallen als ursprünglich angenommen. Der Bericht verdeutlicht die verheerenden wirtschaftlichen Auswirkungen und unterstreicht die Notwendigkeit einer baldigen Einigung in den Verhandlungen zum Mehrjährigen Finanzrahmen (MFR) und hier insbesondere zum Aufbaupaket NextGenerationEU zur Stützung der Wirtschaft.
Die Prognose, der Daten bis einschließlich 30. Juni 2020 zugrunde liegen, beruht dabei auf der Annahme, dass die Maßnahmen in den Mitgliedstaaten weiter gelockert werden, eine zweite Infektionswelle ausbleibt und die politischen Verhältnisse sowie die Handelsbeziehungen speziell zum Vereinigten Königreich unverändert bleiben.
Die Kommission rechnet demnach für das restliche Jahr 2020 mit einem wirtschaftlichen Abschwung im Euro-Währungsgebiet um 8,7 Prozent (statt den ursprünglich angesetzten 7,7 Prozent) sowie in der gesamten Union um 8,3 Prozent (statt 7,4 Prozent). 2021 erwartet die Kommission einen Aufschwung von 6,1 Prozent im Euro-Raum bzw. 5,8 Prozent in der EU insgesamt. Deutschland habe dabei laut Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni mit einem „ambitionierten Konjunkturpaket“ einen stärkeren Abschwung verhindert: Die Kommission geht von unterdurchschnittlichen 6,3 Prozent für 2020 sowie einem Aufschwung in 2021 von 5,3 Prozent aus.
Die Inflationsaussichten sind dem Bericht nach im Wesentlichen identisch geblieben. So glichen sich beispielsweise erhöhte Öl- und Lebensmittelpreise mit Mehrwertsteuersenkungen und anderen Maßnahmen aus. Die Inflationsrate gemessen am Verbraucherpreisindex (HVPI) wird im Euro-Raum im Jahr 2020 auf
0,3 Prozent und im Jahr 2021 auf 1,1 Prozent geschätzt. Für die gesamte Union wird eine Rate von 0,6 Prozent in 2020 und 1,3 Prozent in 2021 erwartet.
Folglich ist im nächsten Jahr zwar mit einer Erholung der europäischen Wirtschaft zu rechnen, jedoch wird diese je nach Mitgliedstaat sehr unterschiedlich stark ausfallen. Auch wenn alle Staaten gleichermaßen von Unterbrechungen der Wirtschaftstätigkeit und Ausgangsbeschränkungen tangiert waren, ist die Geschwindigkeit des Aufschwungs, sowohl bei der Produktion als auch bei der Erholung, sehr abweichend.
Die nächste umfassende Wirtschaftsprognose wird im November 2020 von der Kommission veröffentlicht. (JW)
https://ec.europa.eu/germany/news/20200707-wirtschaftsprognose-sommer-2020_de