Die Umweltschutzorganisation WWF hat in einem am 30. März 2020 veröffentlichten Bericht auf die Verbindung zwischen dem Auftreten von Pandemien – wie COVID-19 – und dem menschlichen Einfluss auf Ökosysteme und Wildtiere hingewiesen. Der Mensch habe bereits drei Viertel der Landflächen und zwei Drittel der Ozeane verändert. Die Zerstörung von Habitaten und Biodiversität in Verbindung mit den Folgen des Klimawandels hindere das ökologische Gleichgewicht daran, die für Krankheiten verantwortlichen Mikroorganismen zu begrenzen. In künstlichen Lebensräumen und degenerierten natürlichen Flächen (z.B. durch Entwaldung oder Verstädterung) sei die Verbreitung von Schädlingen zum Menschen erleichtert.
Der Ursprung des SARS-CoV-2 Corona-Virus ist noch nicht abschließend bekannt, scheint jedoch eine Zoonose zu sein, d.h. eine von Tieren auf Menschen übertragene Krankheit (wie bereits das Ebola-Virus, HIV, die Schweine- oder die Vogelgrippe). Eine wichtige Rolle komme dabei dem Wildtierhandel zu, da so der Kontakt zwischen Mensch und Tier zunehme. 75 Prozent aller menschlichen Krankheiten sind tierischen Ursprungs und 60 Prozent der auftretenden Krankheiten werden von Wildtieren übertragen.
Corona-Viren sind bei vielen Vögeln und Säugetieren verbreitetet. Im Unterschied zum bereits 2002 in China erstmals beim Menschen weit verbreiteten Corona-Virus und dem aufgetretenen schweren Atemwegssyndrom SARS (Severe Acute Respiratory Syndrome) verläuft die derzeitige Pandemie Covid-19 (als Kurzform für Corona-Virus Disease-2019 oder auch SARS-CoV-2) seltener tödlich, ist jedoch ansteckender.
Die Krankheit könne durch einen Zwischenüberträger von Fledermäusen auf den Menschen übertragen worden sein. Die Landwirtschaftsuniversität in Südchina geht aufgrund einer Genomähnlichkeit von zwischen 85,5 und 92,4 Prozent davon aus, dass ein Schuppentier der Zwischenüberträger war. Diese werden in China stark bejagt. Der illegale Handel hat zu einem Rückgang dieser chinesischen Arten um 90 Prozent seit 1960 geführt.
Die Zerstörung von Lebensräumen (z.B. durch Entwaldung, Eingriffe in Brutstätten, Resistenzen gegen Pestizide) zwingt Tiere (z.B. Stechmücken), sich in anderen Gegenden zu verbreiten. Ebenso führe die Entnahme von Tieren aus ihren Lebensräumen (etwa bei illegalem Wildtierhandel) zu engem Kontakt zwischen den Arten. Nach der Übertragung von Krankheiten vom Tier auf den Menschen (etwa auf Tiermärkten) kann sich die Krankheit anschließend von Mensch zu Mensch ausbreiten. Als Folge der Globalisierung verbreiten sich die Pathogene rasch – zunächst durch die Verbreitung neuer Arten in andere geographische Gebiete und dann von Mensch zu Mensch. Dabei erhöhe gerade die Angst vor Epidemien deren Schaden: Beispielsweise seien während der Ebola-Epidemie in Zentralafrika mehr Menschen durch die Vermeidung des Besuchs von Gesundheitseinrichtungen als durch das Virus selbst gestorben.
Zum Schutz der Gesundheit ist es notwendig, die Verbindung zwischen der Integrität der Umwelt und der Gesundheit von Menschen und Tieren zu achten. Dazu muss die Strategie der „einen Gesundheit“ der Vereinten Nationen jedoch konsequent Sektor übergreifend (auch in Landwirtschaft und Industrie) umgesetzt werden, damit natürliche Ökosysteme die Verbreitung von Krankheiten regulieren und dadurch die Übertragung und die negativen Auswirkungen auf den Menschen verhindern. (TS)
https://wwf.be/assets/IMAGES-2/BLOG/COVID-19/WWF-Italy-full-report-EN.pdf