Der am 12. April 2021 veröffentlichte Bericht zur strategischen Vorausschau 2020 der Gemeinsamen Forschungsstelle der Kommission empfiehlt, zur Entwicklung zu einer widerstandsfähigeren (resilienten) Gesellschaft vier Dimensionen im Blick zu behalten: die sozial-wirtschaftliche, die geopolitische, die grüne und die digitale Dimension. Anhand dieser Dimensionen soll analysiert werden, wie sich Megatrends (z.B. der Klimawandel oder die Veränderung der Arbeitswelt) voraussichtlich entwickeln werden, um der Politik Empfehlungen zu geben, die die Fähigkeiten und Schwächen berücksichtigen und damit die Widerstandsfähigkeit der EU verbessern.
Bezogen auf Fall-Studien vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie stellen die Forscher etwa eine steigende soziale Ungleichheit (wirtschaftliche Dimension) sowie eine kritische Rohstoffversorgung (geopolitische Dimension) fest. Im Rahmen der grünen Dimension besteht für die EU einerseits das Potenzial, mit dem Green Deal weltweite Standards für eine saubere Kreislaufwirtschaft zu setzen, die die Wettbewerbsfähigkeit der EU stärken; andererseits sind die durch den Klimawandel bedingt zunehmenden Wetterextreme eine Bedrohung.
Als Chance zur Bewältigung bieten sich naturbasierte Lösungen an, um Treibhausgasemissionen und Schadstoffe kosteneffizient zu reduzieren und die Widerstandsfähigkeit insbesondere der für Pandemien anfälligeren urbanen Räume zu stärken. Zur Bewältigung der Folgen der Corona-Pandemie wird daher ein Strukturwandel zu grünen Arbeitsplätzen empfohlen, den die Politik mit ihren Wiederaufbauplänen begleiten und (etwa durch Weiterbildungsmaßnahmen) gestalten sollte. Damit verdeutlicht sich die wechselseitige Beeinflussung der Dimensionen – etwa zwischen dem grünen und digitalen Bereich, auf dem einerseits Hoffnungen für einen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft ruhen und der andererseits durch Rohstoff-Abbau und Energieverbrauch der Umwelt Schaden zufügen kann.
Strategische Vorausschau soll in allen Politikbereichen verankert und so die Konsistenz politischer Maßnahmen verbessert werden. Der Bericht empfiehlt dazu die Einführung europaweit einheitlicher Resilienz-Indikatoren. Als Resilienz definiert der Bericht nicht nur die Fähigkeit, mit Herausforderungen umzugehen, sondern auch Veränderungen in einer nachhaltigen, gerechten und demokratischen Weise zu erleben. (TS)