| Ökolandbau

Umsetzung der Farm-to-Fork-Strategie in Rheinland-Pfalz

Am 25. November 2020 stellte die rheinland-pfälzische Umweltministerin Ulrike Höfken im Rahmen des Öko- und Ernährungskongresses den zweiten Öko-Aktionsplan für Rheinland-Pfalz vor. Dieser umfasst insgesamt 48 Maßnahmen aus dem Bereich Aus- und Weiterbildung, Forschung, Digitalisierung und regionale Wertschöpfungsketten, die der Verbesserung der Rahmenbedingungen für die landwirtschaftlichen Betriebe sowie der Steigerung der Nachfrage nach regionalen Bioprodukten dienen.

In Rheinland-Pfalz werden 11,2 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche (80.000 Hektar) ökologisch bewirtschaftet. Der Bundesdurchschnitt liegt bei 9,7 Prozent, in der EU sind es 8 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr hat die ökologisch bewirtschaftete Fläche in Rheinland-Pfalz um 8 Prozent, die Zahl der Öko-Betriebe um 6,1 Prozent zugenommen. Fast jeder zehnte Betrieb in Rheinland-Pfalz wirtschaftet ökologisch.

Die Strategie „Vom Hof auf den Tisch“ (engl. Farm to Fork, COM(2020)381) der Europäischen Kommission vom 20. Mai 2020 zielt auf den Ausbau des Ökolandbaus auf ein Viertel der landwirtschaftlichen Anbaufläche in der EU bis 2030. Die Kommission wird dazu im ersten Quartal 2021 einen Aktionsplan veröffentlichen, zu dem bereits eine öffentliche Konsultation durchgeführt wurde. Der Landesregierung ist die Sicherstellung der Finanzierung des Ausbaus des Ökolandbaus in der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der EU ein wichtiges Anliegen. Jan Plagge, Präsident des Bioland-Bundesverbands, kritisierte, der aktuelle Stand der Verhandlungen zur GAP stelle einen Rückschritt dar. Die Forderung des Europäischen Parlaments, mindestens 60 Prozent der ersten Säule für Direktzahlungen vorzuhalten, verhindere einen moderaten Systemwechsel über die Förderperiode. Seit 20 Jahren stagnierten die Umweltprogramme bei 6 Prozent. Regino Esch, Co-Vorsitzender der AÖL Rheinland-Pfalz (einem Bündnis ökologischer Landwirtschaftsverbände) betonte, nur wenn die natürlichen Lebensgrundlagen bewahrt werden, könne auch die Ernährungssicherheit gewährleistet werden.

Die Strategie „Vom Hof auf den Tisch“ ist Teil des Green Deal, der im Dezember 2019 verkündeten Wirtschaftsstrategie der EU für den Übergang zu Klimaneutralität und einer die Artenvielfalt schützenden Kreislaufwirtschaft bis 2050. Die Ernährung ist für ein Viertel der Treibhausgasemissionen verantwortlich (Landwirtschaft 10 Prozent). Der ökologische Landbau soll ausgebaut werden, da er in vielfältiger Hinsicht förderlich für Klima- und Umweltschutz ist – insbesondere für den Gewässerschutz und die Bodenfruchtbarkeit (vgl. Thünen-Studie).

Mit der Strategie „Vom Hof auf den Tisch“ fordert die Kommission eine Halbierung des Pestizideinsatzes und die Verringerung von Düngemitteln um 20 Prozent. Der Ökolandbau weist hier bereits heute Vorteile auf. Er verlangt darüber hinaus eine artgerechte Tierhaltung und zeichnet sich daher durch messbar bessere Ergebnisse bei der Tiergesundheit aus. Die Landesregierung möchte dazu in Rheinland-Pfalz ein Label „Partnerbetrieb Tierschutz“ einführen, analog zur bestehenden Kennzeichnung „Partnerbetrieb Naturschutz“, um gute Tierhaltung in Rheinland-Pfalz sichtbar zu machen.

Die Strategie „Vom Hof auf den Tisch“ verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz und betrachtet bezüglich der Ernährung neben der Landwirtschaft auch die Wechselwirkung mit dem Verbraucherverhalten, Lieferketten und die Lebensmittelweiterverarbeitung und sowie den Verkauf.

Die AÖL fördert diese Zusammenwirkung in Wertschöpfungsketten. Esch berichtet von einer beobachtbaren Veränderung des Einkaufsverhaltens während des ersten Lockdowns in der Corona-Krise: Der Absatz von Bio-Gemüse sei in der Direktvermarktung um 47 Prozent gestiegen. Dies zeige, dass die Verbraucher ökologische Zutaten bevorzugen, wenn sie selbst wählen, und unterstreiche die Bedeutung von Zielvorgaben für öffentliche Kantinen, in denen die Kunden die Zutaten nicht selbst wählen können.

Die Landesinitiative „Rheinland-Pfalz isst besser“ legt einen besonderen Schwerpunkt auf Kinder und Jugendliche. In der Kita- und Schulverpflegung sollen die Zutaten daher 30 Prozent Bio und 50 Prozent regional sein. Parallel wird durch Ernährungsbildung zu einer bewussten Ernährung beigetragen, um ganzheitlich die Gesundheit von Kindern zu fördern und Diabetes zu vermeiden.

Die Aufzeichnung des Öko- und Ernährungskongresses, die Präsentationen und der Ökolandbau sind ab 10.12. hier abrufbar. (TS).

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Strategie „Vom Hof auf den Tisch“ der Kommission

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