Im Vorfeld des Treffens der EU-Innenministerinnen und -minister am 10. Oktober 2024 in Luxemburg zählte KOM-Vizepräsident Margarítis Schinás die verabschiedeten Reformen auf. Diese umfassten etwa den neuen Schengen-Grenzkodex, der Herausforderungen wie die hybride Bedrohung durch eine Instrumentalisierung der Migration bewältigen soll, oder den neuen Asyl- und Migrationspakt, der eine „Filterung“ von Migrantinnen und Migranten an EU-Außengrenzen vorsieht. Zudem begrüßte Schinás, dass die Übereinkommen mit Tunesien und Ägypten zu einer Verringerung der Ankünfte im zentralen Mittelmeerraum geführt hätten, und blickte positiv auf die Gespräche mit Libyen. Daneben kündigte er eine intensivere Zusammenarbeit mit Mauretanien oder dem Senegal an und hob die beispiellose finanzielle Unterstützung für EU-Mitgliedstaaten und die Frontex-Agentur hervor, welche infolgedessen ihre Arbeit ausbauen konnte.
Aus dem EP erhielt Schinás daraufhin gemischte Reaktionen. Der Schwede Tomas Tobé (EVP) unterstützte die Maßnahmen der KOM und forderte eine vollständige Umsetzung des Asyl- und Migrationspaktes sowie einen Zurückgewinn der Kontrolle der EU über ihre Grenzen. Den linken Fraktionen im Parlament warf er vor, die Bemühungen der EU zu verzögern, indem sie keinen Unterschied zwischen regulärer und irregulärer Migration machten und jegliche Maßnahmen zur Steuerung der Migration ablehnen würden. Doch auch die extreme Rechte sei in diesen Fragen aufgrund ihrer Ablehnung der EU nicht konstruktiv. Aus der Fraktion der S&D kam dagegen der Vorwurf auf, die europäische Politik habe bis hierhin das Leid im Mittelmeerraum nur verstärkt und Probleme lediglich ausgelagert. Insbesondere Abkommen mit Drittstaaten führten zu Menschenrechtsverletzungen. Ähnliche Rückmeldungen erhielt die KOM aus den Reihen der Linken-Fraktion, die sich ausdrücklich gegen die Verstärkung von Frontex und eine „Flucht nach vorn“ positionierte. Fabienne Keller (Frankreich, Renew) unterstützte grundsätzlich die Verdreifachung des Frontex-Personals, jedoch nur unter den Bedingungen angemessener finanzieller Ressourcen und einer verstärkten Leitung der Agentur. Die Fraktion der Patrioten für Europa bedauerte, dass die KOM sich weiterhin weigere, in physische und digitale Infrastruktur zu investieren, um die Ankunft von Flüchtlingen in der EU zu verhindern. (MF, LH)