Die am 20. Mai 2020 von der Europäischen Kommission vorgeschlagene Strategie für ein faires, gesundes und umweltfreundliches Lebensmittelsystem „vom Hof auf den Tisch“ (COM(2020) 381, engl. Farm to Fork, abgekürzt F2F) sieht die verpflichtende Einführung einer Nährwertkennzeichnung auf der Packungsvorderseite vor.
In Deutschland und anderen Mitgliedstaaten gibt es eine solche Kennzeichnung bislang nur auf freiwilliger Basis. Aufgrund des gemeinsamen Binnenmarkts ist eine obligatorische Kennzeichnung nur europaweit möglich. Inwiefern die Kennzeichnung um Angabe der Herkunft ausgeweitet wird, prüft die Kommission noch. Werbung für Lebensmittel mit hohem Fett-, Zucker- und Salzgehalt soll eingeschränkt werden.
Die F2F-Strategie sieht weiterhin, übereinstimmend mit der am selben Tag publizierten Biodiversitätsstrategie 2030, eine Halbierung des Einsatzes und des Risikos von Pestiziden, Antibiotika in der Tierhaltung sowie die Reduzierung des Einsatzes von Düngemitteln um 20 Prozent vor. Bis 2030 soll ein Viertel der Anbaufläche in der EU biologisch bewirtschaftet werden. In den von der Kommission erstmals 2018 vorgeschlagenen sogenannten Ökoregelungen (Ecoschemes) im Rahmen der nächsten Förderperiode der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) sieht die Kommission ein wichtiges Instrument, um den Landwirten eine Einkommensquelle zu bieten, die sie für nachhaltige Landbewirtschaftung honoriert. Lebensmittel sollen bezahlbar werden und durch die Transformation des Lebensmittelsystems soll sichergestellt werden, dass künftig die nachhaltigsten Lebensmittel auch die preiswertesten sind. Die Wahl gesunder Lebensmittel soll auch mit Hilfe steuerlicher Anreize unterstützt werden.
Das Lebensmittelsystem soll insgesamt zur Kreislaufwirtschaft weiterentwickelt werden. Dazu soll die Recyclingfähigkeit von Lebensmittelverpackungen verbessert, der Einsatz Erneuerbarer Energien und biobasierter Düngemittel ausgebaut und gemeinsam mit den Mitgliedstaaten ein Aktionsplan für ein integriertes Nährstoffmanagement entwickelt werden. Die Lebensmittelverschwendung betrifft bislang ein Fünftel der Erzeugnisse und soll durch gesetzlich verpflichtende Vorgaben reduziert werden. Proteine sollen künftig verstärkt in der EU hergestellt und der Fleischkonsum gesenkt werden, um die Treibhausgasemissionen aus der Tierhaltung zu senken.
Im Zuge der Coronakrise hatte die Kommission wiederholt die Notwendigkeit betont, die Widerstandsfähigkeit des Lebensmittelsystems zu verbessern. Bereits vor dem Ausbruch der Pandemie hatte sich die Kommissarin für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Stella Kyriakides, für Maßnahmen gegen Krebserkrankungen und Antibiotikaresistenz ausgesprochen. Gerade durch ungesunde Ernährung werden die Gesundheitssysteme stark belastet: Mehr als die Hälfte der Erwachsenen in der EU sind übergewichtig.
Im Dezember 2019 hatte die Kommission mit dem Green Deal das Ziel der Transformation zur Kreislaufwirtschaft verkündet. Die F2F-Strategie soll dies für den Lebensmittelsektor umsetzen. Ihr kommt auch eine wichtige Rolle im Hinblick auf die Anpassung der künftigen GAP auf den Green Deal zu (TS).
https://ec.europa.eu/germany/news/20200520-gruener-deal-biologische-vielfalt-und-lebensmittel_de