Die Kommission hat am 11. Februar 2021 turnusgemäß ihre Wirtschaftsprognose für das laufende Jahr aktualisiert. Danach dürfte die Wirtschaft im Euroraum 2021 und 2022 um jeweils 3,8 Prozent wachsen, in Deutschland in diesem Jahr um 3,2 Prozent und 2022 um 3,1 Prozent. Sowohl im Euroraum als auch in der EU dürfte die gesamtwirtschaftliche Produktion ihr Vorkrisenniveau früher wieder erreichen, als in der Herbstprognose 2020 erwartet worden war. Grund dafür ist die optimistische Prognose der wirtschaftlichen Dynamik, gemäß der in der zweiten Jahreshälfte 2021 und im Jahr 2022 nun eine stärkere Wachstumsdynamik prognostiziert wird.
Obwohl die Coronavirus-Pandemie weiterhin massive Auswirkungen auf die Wirtschaft in Europa hat, hegt die Kommission wegen des EU-weiten Starts der Impfkampagnen vorsichtigen Optimismus für das laufende und kommende Jahr. Für die EU-Wirtschaft insgesamt wird von der Kommission für 2021 ein Wachstum von 3,7 Prozent und für 2022 ein Wachstum von 3,9 Prozent prognostiziert. Nach einem kräftigen Zuwachs im dritten Quartal 2020 war die Konjunktur im vierten Quartal abermals rückläufig, da die zweite Welle der Pandemie neue Einschränkungen mit sich brachte. Da diese noch fortbestehen, dürfte die Wirtschaft der EU und des Euroraums im ersten Quartal 2021 schrumpfen. Im Frühjahr dürfte dann wieder ein Wachstum einsetzen, das im Sommer in dem Maße Fahrt aufnehmen wird, in dem die Impfkampagnen voranschreiten und die Einschränkungen allmählich gelockert werden. Auch ein verbesserter Ausblick für die Weltwirtschaft dürfte der Konjunktur Auftrieb geben.
Der Prognose zufolge wird die Inflation im Euroraum von 0,3 Prozent im Jahr 2020 auf 1,4 Prozent im Jahr 2021 anziehen, bevor sie sich im Jahr 2022 leicht auf 1,3 Prozent abschwächt. Gegenüber der Herbstprognose wurde die Inflationserwartung für den Euroraum und die EU damit für 2021 leicht hochgeschraubt, bleibt insgesamt aber weiterhin niedrig. Da sich die Erholung verzögert, dürfte der von der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage ausgehende Preisdruck gering bleiben. Für eine vorübergehend höhere Teuerung sorgen 2021 positive Effekte beim Energiepreisanstieg, steuerliche Anpassungen und die Auswirkungen des Nachfragerückstaus, der mit einigen noch verbleibenden Angebotsengpässen zusammentrifft. Im Jahr 2022, wenn sich das Angebot anpasst und die Effekte verebben, dürfte die Inflation dann wieder nachlassen.
Der Länderbericht für Deutschland stellt fest, dass die deutsche Wirtschaft nach zehn Jahren Expansion 2020 aufgrund der COVID-19-Pandemie und der zu ihrer Eindämmung ergriffenen Maßnahmen um 5 Prozent geschrumpft ist. Die Produktion ging um 10,4 Prozent zurück, was hauptsächlich auf Störungen in der Lieferkette zurückzuführen war. Sanitäre Einschränkungen und Gesundheitsbedenken führten zu einem starken Rückgang des stationären Non-Food-Einzelhandels, des Gastgewerbes und anderer kontaktintensiver Dienstleistungen sowie Reisen ins Ausland. Insgesamt ging auch die Bruttoanlageinvestitionen um 3,5 Prozent zurück, da der Rückgang der privaten Investitionen gegenüber dem anhaltend starken Wachstum der öffentlichen Investitionen überwiegt. Erstmals seit 2009 gingen die Ausfuhren und Einfuhren von Waren und Dienstleistungen 2020 um 9,9 Prozent bzw. 8,6 Prozent zurück.
Für 2021 erwartet die Kommission, dass das reale Bruttoinlandsprodukt voraussichtlich um 3,2 Prozent anzieht und zum Jahreswechsel wieder auf das Vorkrisenniveau zurückkehrt. Im Jahr 2022 dürfte es aufgrund der in der zweiten Jahreshälfte zu erwartenden Dynamik und des wirtschaftlichen Wiederaufschwungs weiter um 3,1 Prozent wachsen. (UV)