Die Mitteilung enthält zudem die Ankündigung verschiedener Ausschreibungen, von denen einige bereits im September starten. Dazu zählt auch die bereits angekündigte Ausschreibung für die ersten fünf „Demonstrationsprojekte“ in Horizont Europa; diese Ausschreibung wird bis zum 25. Januar 2022 laufen. Eine weitere Ausschreibung in enger Abstimmung mit der Koalition „Bildung für Klimaschutz“ wird Bildungs- und Wissensorte - von öffentlichen Bibliotheken bis zu Schulen und Universitäten - auffordern, eigene Projekte des Neuen Europäischen Bauhauses zu entwickeln. Diese sollen dann miteinander vernetzt und die besten Projekte zudem mit einem eigenen Preis des Neuen Europäischen Bauhauses hervorgehoben werden.
Mit dem in der Rede zur Lage der europäischen Union vor einem Jahr angekündigten Initiative soll der „Green Deal“ in konkrete Veränderungen vor Ort umgesetzt und unter Berücksichtigung der drei Leitprinzipien - Nachhaltigkeit, Inklusivität und Ästhetik - ein neuer Lebensstil entwickelt und dem Green Deal ein eigenes Gesicht verliehen werden. Der jetzt durch die Kommission vorgelegte Rahmen zur Umsetzung der Initiative identifiziert als Ergebnis der Gestaltungsphase vier thematische Schwerpunkte: Rückbesinnung auf die Natur; Wiedererlangung des Zugehörigkeitsgefühls; Vorrang für Orte und Menschen, die Unterstützung am stärksten benötigen sowie das Erfordernis eines langfristigen Lebenszyklusdenkens in den industriellen Ökosystemen. Bei dem Schwerpunkt „Rückbesinnung auf die Natur“ stellt die Mitteilung beispielsweise fest, dass Klimaschutz als integraler Bestandteil unseres täglichen Lebens betrachtet wird und die Pandemie den direkten Zusammenhang zwischen Naturschutz und körperlicher und seelischer Gesundheit für alle unterstrichen habe. Aus dieser Erkenntnis wird unter anderem abgeleitet, dass die Notwendigkeit besteht, von einer menschenzentrieren zu einer lebenszentrierten Sichtweise zu gelangen und dass Bildung und Kultur zur Herbeiführung eines Paradigmenwechsels gestärkt werden müssen. Anknüpfend an drei Ansatzpunkte – Veränderungen an bestimmten Stellen vor Ort bewirken, die Notwendigkeit bei Verwirklichung von Innovationen anders vorzugehen und die Notwendigkeit, die Absichten und Denkweisen anzupassen – kündigt die Mitteilung eine Vielzahl verschiedener Vorhaben zur Umsetzung der Initiative Neues Europäisches Bauhaus an.
Realisiert werden sollen die Vorhaben zunächst mit bereits vorhandenen Politik- und Finanzierungsinstrumenten. Hierfür sollen Synergien zwischen bestehenden und geplanten Maßnahmen oder EU-Programmen intensiviert werden. Erklärte Absicht der Kommission ist es, mit dem Neuen Europäischen Bauhaus solche Fragen zu adressieren, die mit einem einzelnen Instrument nicht behandelt werden können, und daher Gefahr laufen „durch das Raster zu fallen“.
Die zur Finanzierung der Initiative notwendigen Mittel sollen aus verschiedenen EU-Programmen bereitgestellt werden. Dies betrifft insbesondere auch das Forschungsrahmenprogramm „Horizont Europa“ aber beispielsweise auch das LIFE-Programm und EFRE. Aus diesen drei Programmen sollen nach Mitteilung der Kommission in diesem und im nächsten Jahr insgesamt rund 85 Mio. Euro zur Verfügung stehen.
Neben der Integration der Initiative in vorhandene Programme und Politiken sind jedoch auch speziell auf das NEB zugeschnittene Maßnahmen geplant. Hierzu zählen die Einrichtung eines NEB-Labors das als „Beschleuniger und Verbindungstelle“ dienen soll. Die Kommission kündigt an, die hierfür notwendige Infrastruktur einschließlich einer Plattform einzurichten und formuliert erste konkrete Themenstellungen an denen die „Gemeinschaft des Neuen Europäischen Bauhaus“ arbeiten soll.
Ankündigt werden ferner ein jährliches Festival des Neuen Europäischen Bauhaus, das erstmals im Frühjahr 2022 in Brüssel stattfinden soll. Weiterhin sollen neben anderem ein spezielles Finanzierungsinstrument für die Stadtentwicklung und ein NEB-Exzellenzsiegel als eine Art Gütesiegel eingeführt und ein Instrument zur Selbstbewertung entwickelt werden. Mit diesem Instrument soll gemessen werden, inwieweit ein Projekt den drei Leitprinzipien des Neuen Europäischen Bauhaus genügt.
Auch soll das Neue Europäische Bauhaus unter die Prioritäten des LIFE-Programms aufgenommen, es ist eine spezielle Priorität im Rahmen von Erasmus+ vorgesehen, das Jahresthema von eTwinning 2022 soll auf Themen im Zusammenhang mit dem Europäischen Bauhaus ausgerichtet und das Jahresthema von DiscoverEU 2022 mit dem neuen Europäischen Bauhaus verbunden werden. Der erstmal in diesem Jahr ausgelobte Preis des Neuen Europäischen Bauhauses soll jährlich vergeben werden. Die diesjährigen Gewinner wurden am 16. September 2021 bekannt gegeben.
Die Mitgliedstaaten, Regionen, Städte und Gemeinden sollen in die Realisierung der Initiative eng einbezogen werden. Die Kommission kündigt an, die Mitgliedstaaten dazu aufzufordern, das Neue Europäische Bauhaus bei der Umsetzung der Kohäsionspolitik zur berücksichtigen und zur Finanzierung die entsprechenden Teile ihrer Aufbau- und Resilienzpläne in Anspruch zu nehmen. Als einen der nächsten Schritte sollen die Mitgliedstaaten eine Einrichtung als Kontaktstelle für die Initiative benennen, die Koordination in ihrem jeweiligen Land übernehmen und sich an einem EU-weiten informellen Netz für den Informations- und Erfahrungsaustausch beteiligen.
Einen ersten Fortschrittsbericht will die Kommission im nächsten Jahr vorlegen. (MK)
https://ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/de/ip_21_4626